Ortsgeschichte:


villa nostra Kiselbach, que sita est in radice montis et castri nostri Creienberg“.

(unser Dorf Kieselbach, welches gelegen ist am Fuße des Berges und unserer Burg Krayenberg)

Die Erklärung ist beurkundet am 18. Juni 1155 und gilt als Geburtsurkunde von Kieselbach.



Frühgeschichte

Die Geschichte eines Landes beginnt nicht mit den ersten schriftlichen Urkunden, die uns genaue Kenntnisse über Menschen und Geschehnisse geben, sondern sie nimmt ihren Anfang mit den Spuren und Funden, die bezeugen, dass hier einmal Menschen gelebt haben. Funde aus der Zeit vor Christi Geburt bezeugen, dass schon während der Stein -, Bronze - und Eisenzeit Menschen unsere Gegend bewohnten. Ein Fund, der (bis jetzt) am weitesten in die Vergangenheit zurückreicht, ist ein Doppelstichel aus Feuerstein. Er wurde beim Ausheben einer Sickergrube am Rande der Werra Aue bei Merkers gefunden und ist nach Angaben von Fachleuten kennzeichnend für die letzte Kultur der jüngeren Altsteinzeit, dem so genannten „Magdalenien“. Anzunehmen ist, dass dieses Werkzeug hier rastende Jäger verloren haben, die am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 12000 Jahren den wandernden Wildpferdherden von Rhein - Main Gebiet in das östliche Thüringen folgten. Lange Zeit später, als das Klima in unseren Breiten bereits warm und das Land vom „Urwald“ bedeckt war, waren es jungsteinzeitliche Bauern, die ihre Spuren auf unserem, Boden hinterließen. Die wichtigsten Kennzeichen der Jungsteinzeit (in Mitteldeutschland von ca. 3500 bis 1700 v. Chr.) sind die Einführung von Ackerbau und Viehzucht, was demzufolge das Anlegen von Siedlungen notwendig machte. Die Menschen erfanden Hacke und Pflug, Rad und Wagen, das Herstellen von Tongefäßen, die Textilherstellung sowie das Schleifen und Durchbohren von Steingeräten. Für das Anlegen von Rodungsinseln benötigten die Einwanderer leistungsfähige Beile und Äxte aus Stein. In unserer unmittelbaren Umgebung fand man neolithische Steinbeile in der Nähe von Kieselbach, Merkers, Tiefenort, Hämbach und Kambachsmühle, wovon zwei „spitznackige“ Beile, gefunden in den Tiefenorter Werraschottern und in der Nähe von Kambachsmühle, der spätneolithischen Glockenbecherkultur (2200 bis 1700 v. Chr.) zugeordnet werden können. Ebenfalls in die ausgehende Jungsteinzeit gehört ein prächtiger Fischschwanzdolch aus Feuerstein, den man in der Nähe von Tiefenort (Tröpfelbörnchen) fand. Zum Ende der Jungsteinzeit nutzten die Menschen bereits das Metall Kupfer zur Herstellung mancher Gebrauchsgegenstände. Einige Zeit später erlernte man die Technik, dem Kupfer eine geringe Menge Zinn beizumischen und stellte auf diese Weise Bronze her. Es begann eine neue Epoche, die wir heute als Bronzezeit bezeichnen. Zwei Grabhügel im Borntal bei Merkers, die beide durch eine archäologische Rettungsgrabung im Jahre 1964 geöffnet wurden, bestätigen eine Besiedlung unserer Gegend während der Hügelgräberbronzezeit (1600 bis 1200 v. Chr. ). Namen gebend für die Hügelgräberkultur war die Sitte, die Verstorbenen auf Totenbretter oder in Särge zu betten, welche man mit einer Steinbackung umgab. Über alles schüttete man einen Erdhügel auf, umgab diesen mit einem Steinkranz und deckte ihn oft völlig mit einer dicken Steinlage ab. Das im Borntal schon vor dem l . Weltkrieg weitgehend zerstörte Hügelgrab ließ noch Reste der Hauptbestattung sowie den Grabbau einer Nachbestattung erkennen. Fundgegenstände konnten hier leider nicht mehr erfasst werden. Eine im primären Grab des zweiten unbeschädigten Hügels gefundene Gewandnadel, lässt auf das Grab eines Mannes schließen. Im Kopfbereich einer weiblichen Nachbestattung ohne Steinschutz, fand man eine Brillennadel und Armspirale aus Bronze sowie eine Bernsteinperle und die Reste eines Bronzeblechgegenstandes. Ebenfalls in diese Epoche gehören ein bronzenes Lappenbeil, das man bei Kieselbach fand, sowie ein bronzenes Randleistenbeil, dass am Arnsberg bei Merkers gefunden wurde. Die während dieser Zeit in Osthessen und Südwestthüringen lebende Bevölkerung, die so genannte Fulda-Werra Gruppe, unterschied sich insbesondere durch gewisse Gebrauchsgegenstände, Schmuckstücke und ihrer Tracht von den benachbarten Gruppen. Ackerbau und Viehzucht (in Südthüringen vorwiegend Schafzucht) bildeten die Lebensgrundlage dieser Menschen. Einen Fortbestand der Besiedlung von der mittleren zur späten Bronzezeit in unserer Gegend, lässt eine Tontasse vom Sattel nordöstlich der Krayenburg sowie eine Tontasse aus Springen erkennen. Beide Funde kann man der Urnenfelderzeit zusprechen. Ebenfalls ist mit einer Besiedlungskontinuität zwischen der Spätbronze- und der Hallstattzeit (frühe Eisenzeit von 700 bis 450 v. Chr.) zu rechnen. In unseren Breiten lässt die im 6. Jahrhundert v. Chr. zunehmende Siedlungsdichte entlang der Werra und in der thüringischen Rhön (besonders der Anstieg der Grabfunde) einen eisenzeitlichen Landesausbau erkennen, der auch mit einem Zuzug aus dem Süden verbunden war. Die Besetzung und Befestigung zahlreicher Kuppen in der Rhön bis in den Thüringer Wald lässt nun ein gewachsenes Schutzbedürfnis im Zusammenhang mit den Aufsiedlungsvorgängen und der damit einhergehenden wirtschaftlichen Tätigkeit deutlich werden. In unserer Region ist es die Wallanlage auf dem Krayenberg, die auf eine Besiedlung des Geländes in der Zeit um 600 v. Chr. hindeutet. Zwei früheisenzeitliche Tonscherben, die dort gefunden wurden, bekräftigen diese Annahme. Womöglich wurde die einräumige Anlage als Fliehburg genutzt. Seit dem Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. begaben sich die Kelten auf ausgedehnte Wanderungen. Ganze Stämme verließen ihr Ursprungsland im südlichen Mitteleuropa, einem Gebiet zwischen Ostfrankreich und dem Böhmischen Becken, und verbreiteten sich im Verlauf des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. über weite Teile Europas. Auch in unseren Raum drangen die Kelten vor, wovon die Funde im bekannten Gräberfeld von Leimbach und die laténezeitlichen Artefakte und Befestigungsreste auf dem Ochsen berichten, wobei man hier von einer zumeist friedlichen Zuwanderung der Kelten ausgehen kann. Landschaften, in denen Bodenschätze zu finden sind, besaßen für die Kelten eine besondere Anziehungskraft. So kamen vor allem Handwerker, Erz - und Salzsucher in unser Land und leiteten eine Keltisierung der einheimischen (früheisenzeitlichen) Bevölkerung ein. Das Gräberfeld von Leimbach lässt auf eine keltische Siedlung im heutigen Bad Salzungen schließen, wo die Kelten sicherlich die begehrten Solequellen nutzten. Meist nutzten sie aber auch ältere Höhensiedlungen weiter, wie zum Beispiel die Hallstattsiedlung auf dem Ochsen. In erster Linie diente diese (weiterbefestigte) Anlage, ähnlich einem Oppidum, zur Absicherung der Werrafurt nahe dem heutigen Vacha, aber sicherlich auch zur Absicherung der 20 km entfernten Solequellen im heutigen Bad Salzungen. Hierbei ist nicht auszuschließen, dass auch die strategisch günstig gelegene hallstattzeitliche Anlage auf dem Krayenberg eine militärische Rolle spielte. Unter dem Druck germanischer Stämme, zogen sich die Kelten etwa um 100 v. Chr. aus unserem Gebiet zurück. Mit ihrer Auswanderung aus unserem Raum endet was wir Ur- oder Vorgeschichte nennen. Mit dem Beginn der deutschen Frühzeit sind es nun die Germanen, die das Bild unserer Geschichte weiterzeichnen.                               (Burkhard Hofmann, Bodendenkmalpfleger)


Die Entwicklung Kieselbachs - „Ein Abriss“


Nach der fränkischen Landnahme im Jahre 531 wurden sogenannte „Königsgüter“ angelegt. Urkundlich sind in unsrer engeren Heimat die Königsgüter von Dorndorf, Salzungen und Frauenbreitungen nachgewiesen. Gleichzeitig mit den entstandenen Siedlungen errichteten fränkische Ritter ihre Zwing­burgen und beherrschten von hier aus die Umgegend. Die Dynasten von Frankenstein, einer Seitenlinie der Henneberger, bauten oberhalb von Allendorf bei Salzungen ihre Stammburg, den Frankenstein. Ein Nachkomme Ludwigs I. von Frankenstein war Sybotho I. „Auf dem Krayenberg“, unter dessen Herrschaft der Ort Kieselbach zum ersten Mal erwähnt wurde.

Die Edelleute nannten sich nach dem Namen der ihnen als Lehen überlas­senen Dörfer. So werden im Jahre 1240 im Zusammenhang mit einem Güterstreit die Ritter Ditmar, Bernod und Heinrich von Oberkieselbach genannt. In der in lateinischer Sprache abgefass­ten Urkunde werden sie als „milites dicti desuperiori de Kysselbach“ bezeichnet.

Während vorgeschichtliche Funde von der Existenz einer Höhensiedlung auf dem Krayenberg zeugen, unterstützen die noch heute gut erkennbaren Gräben und Einschnitte auf dem Gelände um den Berg, die offensichtlich auf menschliche Eingriffe zurückzuführen sind, die Annahme von einer frühgeschichtlichen Besiedlung des Berges mit einer Wall- und Fliehburg. Die unmittelbare Nähe von Kieselbach zur Burg und die wissenschaftlich abgesicherte Eintei­lung der Ortsnamen, nach der Ortschaften mit den Namensendungen „-heim“, „-dorf“, „-feld“ sowie „-born“ und „-bach“ in fränkischer Zeit gegründet wurden, berechtigt zu der Behauptung, dass die Anlage des Ortes Kieselbach bereits während der fränkischen Kolonisation im 8. Jahrhundert erfolgt ist.

Die eigentliche Geburtsurkunde von Kieselbach ist ein im Staatsarchiv Marburg auf­bewahrtes Dokument vom 18. Juni 1155. In ihm erklärt der Abt von Hersfeld, Willibold, dass sein Klostervogt, der Landgraf Ludwig II. von Thüringen, das zwei Solidi betragende Vogteirecht in dem Dorfe Kieselbach auflässt und dafür eine zehn Solidi zinsende Hufe in Tichmannessulaha zu Lehen nimmt. Hieraus geht hervor, dass Kieselbach zur Zeit der Ersterwähnung unter thüringischer Landeshoheit stand, aber bereits zum Kloster Hersfeld gehörte.

In Urkunden aus dem frühen Mittelalter findet man neun verschiedene Schreibformen des Ortsnamens Kieselbach. Erst nach dem 30-jährigen Krieg setzte sich die noch heute ge­bräuchliche Schreibweise durch. Interessant ist, dass der Name des Ortes früher auch als Familienname verbreitet war. Der wohl berühmteste „Kieselbächer“ dürfte der Erlanger Professor Wilhelm Kiesselbach sein. Seinen Namen kennt der Mediziner als „locus Kiesselbachii“ (= Kiesselbachscher Wulst), eine blutgefäßreiche Stelle im Vorderteil der Nase, die Ausgangspunkt für das Nasenbluten sein kann.

 

Historische Eckdaten:

  • Am 18. Juni 1155 wird Kieselbach gemeinsam mit der Krayenburg erstmals urkundlich erwähnt.
  • Der Edelmann Konrad von Weilar tritt 1183 sein Kieselbacher Gut an ein Mönchskloster ab.

  • Ludwig und Sybotho von Frankenstein werden 1330 als Besitzer eines lehnsfreien Gutes in „mittiln Kysilnbach“ (Mittelkieselbach) erwähnt.

  • Der Kaplan des Zisterzienserklosters Frauensee Priester Gottfried vermacht am 01. April 1334 seinem Kloster Zinseinnahmen von seinem Land in Kieselbach.

  • Kieselbach wird 1339 in einer Urkunde des Christian von Dorndorf erwähnt.

  • Die Herren von Bernshausen und von Heringen besitzen Anfang des 15. Jh. Güter in Kieselbach. Diese werden in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts an den Ritter Johann Meisenbugh übergeben bzw. 1448 an den Lehnsträger der Krayenburg, dem hessischen Erbmarschall Hermann von Riedesel, verkauft.

  • 1436 erfolgt die erstmalige Erwähnung des Kambachshofes als Besitzung des Heinrich von Leimbach.

  • Am 18. März 1449 übereignet Herzog Wilhelm von Sachsen dem Ritter von Riedesel das Thalhausgut in Kieselbach.

  • 1516 übernimmt Graf Adam von Beichlingen die Besitzungen in Kieselbach von dem Ritter von Riedesel. 1521 wird er von Kaiser Karl V. zum obersten Kammerrichter ernannt und bekleidet dieses Amt bis zum Jahre 1535.

  • Die Kirche von Kieselbach wird 1521 zum ersten Mal erwähnt. Eine der Glocken trägt die Jahreszahl 1462. Diese Glocke wurde wahrscheinlich von der verbürgten Kapelle auf der Krayenburg in die Kirche überführt.

  • Während des Bauernkriegs im Jahre 1525 ist aus dem Amt Krayenburg ein Zug Bauern, bestehend aus 4 Hauptleuten und 280 Reisigen zur Entscheidungsschlacht nach Frankenhausen unterwegs. Der Zug gehört zu dem sogenannten „Werrahaufen“, der aus 8000 bewaffneten Bauern besteht. In der Chronik heißt es: „Die zu der Bauernbewegung neigenden Einwohner der Ämter Salzungen und Krayenburg wurden verhaftet, sie entzogen sich aber der Bestrafung durch die Flucht in den Tiefenorter Wald, wo sie längere Zeit von ihren Angehörigen verborgen gehalten wurden, bis sie wieder in Gnaden zurückkehren durften.“

  • Das heutige Landhotel „Zur Krone“ wird 1533 zum ersten Male als Schankstätte erwähnt. Besitzer zu dieser Zeit sind Melchior und Else Schultheiss.

  • In der Steuerliste für Kieselbach von 1557, der sogenannten „Türkensteuer“ werden genannt: 60 Häuser, 57 Familien, 3 Knechte und 4 Mägde. 189 Kühe, 148 Schweine, 446 Schafe, 5 Pferde.

  • Durch eine „beschworene Erbhuldigung“ für Kieselbach im Jahre 1597 sind die Bewohner des Amtes Krayenburg verpflichtet, dem Landesfürsten Heeres-, Landes- und Gerichtsfolge zu leisten.

  • Ausgang des 16. Jahrhundert erhält der Marktflecken Kieselbach Marktfreiheit. 1694 wird die Marktfreiheit durch Herzog Johann Georg wieder erneuert. Hier wird festgelegt, dass Kieselbach zu „drei verschiedenen Malen des Jahres jedes Mal 2 Tage hintereinander“ Markt abhalten durfte.

  • Während des Dreißigjährigen Kriegs wird Kieselbach stark in Mitleidenschaft gezogen. 1625 zieht der Kaiserliche General Wallenstein zieht mit 25000 Soldaten durch Kieselbach. 1629 passiert General Tilly mit seinen Truppen den Ort. 1631 marschiert der kaiserliche Obrist Colloredo durch Kieselbach und schließlich fallen 1634 die Kroaten in das hiesige Gebiet ein. 1618 werden in Kieselbach 80 Familien und 98 Wohnhäuser gezählt, 1648 nur noch 49 Familien, 55 Häuser und 12 Witwen. Im Dreißigjährigen Krieg wird auch das erste Schulhaus von Kieselbach erwähnt. Es stand auf dem heutigen Friedhofsgelände war aber stark zerstört, so dass es später abgerissen werden musste.

  • 1631 werden unter der Dorflinde an einem Tag zwei Männer und eine Frau aus Tiefenort wegen Mordes durch den Scharfrichter Hans Schwerdt aus Eisenach hingerichtet.

  • 1669 stirbt das Geschlecht der Grafen von Beichlingen aus. Die Besitzungen des Amtes Krayenburg, die Krayenburg selbst und somit auch der Ort Kieselbach fallen an das Herzogtum Sachsen. Nach dem Aussterben der Beichlinger verfällt die Krayenburg. Das „Amt Krayenburg“ wird von der Burg nach Tiefenort verlegt. Die Baumaterialien der Burg (Steine, Balken, usw.) werden zur Errichtung des Amtsgerichtes in Tiefenort und den Bau der Bauernhäuser und Stallungen in den umliegenden Orten verwandt.

  • In Kieselbach betreiben 1671 folgende Handwerker ihren Beruf: 1 Zimmermann, 4 Schneider, 2 Schmiede, 1 Schuster, 1 Steinmetz, 1 Büttner, 1 Schreiner.

  • Die Ämter Salzungen und Creyenburg bilden 1671 eine Compagnie Soldaten, die unter der Führung des Kieselbacher Hauptmanns Daniel Schrumpf stehen. Kieselbach muss dazu 2 Officiere, 2 Furir – Schützen, 1 Trommelschläger und Pfeiffer und 29 gemeine Soldaten stellen.

  • Eine Gesamtaufstellung des „Inventars“ Kieselbachs findet man in der „Amtsbeschreibung des Amtes Krayenburg“ von 1671.

  • 1692 wird die Kieselbacher Kirche mit einem Kostenaufwand von 505 Goldgulden grundlegend erneuert (Verstärkung der Grundmauern, Bau einer 2. Empore, neuer Taufstein).

  • Im Siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 zwischen Preußen und Österreich. Im Verlaufe des Krieges ziehen mehrere Male fremde Truppen durch Kieselbach und fordern Obdach, Fourage (Verpflegung), Pferde und Kontributionen (Abgaben).

  • 1781 wird in einer weiteren „Creyenberger Amtsbeschreibung“ von Johann Carl Salomo Thron erneut ganz Kieselbach „aufgelistet“.

  • Während der Befreiungskriege gegen Napoleon von 1806 bis 1813 durchziehen unaufhörlich französische Soldaten unseren Heimatort. Sie nehmen der Bevölkerung die Lebensmittelvorräte und zwingen die wenigen  Pferdebesitzer zu Spanndiensten. Die Kirche wird zum Gefangenenlager für preußische Soldaten. Die schlimmsten Verwüstungen richten die Franzosen bei ihrem Rückzug von der Völkerschlacht bei Leipzig an.

  • 1827 lebten in Kieselbach einschließlich des Ortsteiles Kambachsmühle 726 Einwohner in 125 Wohnhäusern.

  • Aus der Chronik von 1966 von Hugo Klaschewski: „Am 20. Oktober 1843 hielt seine Königliche Hoheit, der Erzgroßherzog Carl – Alexander August Johannes und die Königliche Prinzessin der Niederlande, welche in Haag sich vermählt hatten, in dem Lande ihren Einzug und wurden auch zu Kieselbach an einer Ehrenpforte von den Dienern und der Bevölkerung festlich empfangen und es wurde auch von einem Mädchen ein Gedicht überreicht.“

  • In den Jahren von 1846 bis 1865 wanderten in Folge Not nach viele Kieselbacher nach Amerika aus. Gesamtzahl:   194 Personen, davon 60 Männer, 47 Frauen und 87 Kinder.

  • 1854 gilt als das Geburtsjahr der Feuerwehr in Kieselbach. Verbürgt ist ein Feuerlöscheimer aus Leinen, der diese Jahreszahl trägt.

  • In der Jahren1868/1869 erfolgte der Bau der 3. Schule von Kieselbach in der Fuchsgasse 5. Das Gebäude diente bis 1909 sowohl als Schule, als auch als Bürgermeisteramt, ab 1909 nur noch Bürgermeisteramt. 1972 wird das Amt durch einen Dachstuhlbrand stark zerstört und später abgerissen.

  • Nach 1870 verdingten sich, durch die Not gezwungen, viele Kieselbacher Männer als Arbeitskräfte im aufblühenden Steinkohlenbergbau in Westfalen. Erst mit dem Aufschwung der Kaliindustrie in unserer Gegend kehrten sie wieder zurück.

  • Bei den ersten Bohrversuchen im Jahre 1893 stößt man in 450 m Tiefe auf das „Weiße Gold“, das Kali.

  • Von 1900 bis 1904 werden an der Kirche zu Kieselbach umfangreiche Restaurierungsmaßnahmen vorgenommen, so u. a. die teilweise Erneuerung der Außenwände, der Einbau neuer und größerer Fenster, das Anbringen der Wasserrinnen und das Beschlagen des Turmes mit Schiefer.

  • 1907 und 1908 werden in Kieselbach ein „Radfahrerverein“ und ein „Knappschaftsverein“ gegründet.

  • 1908 wird im Ort die „Konsumgenossenschaft“ ins Leben gerufen. Anfangs werden die Waren von den Mitgliedern des Konsums mit Schubkarren oder Handwagen vom Bahnhof in Dorndorf geholt. Später verfügte die Genossenschaft über einen eigenen LKW.

  • Am 13. April 1909 erfolgte die Einweihung der 4. Schule in Kieselbach, Im Schlag 10. Das Gebäude hat zwei Klassenräume und zwei Lehrerwohnungen. Von 1947 bis 1953 war dort der Kindergarten untergebracht. Später wurden die Räume wieder für den Unterricht genutzt. Heute befindet sich in der unteren Etage das Museum für Heimat und Brauchtum Krayenberg-Region.

  • Ebenfalls im Jahre 1909 wurde der Kieselbacher Turnverein „Gut Heil“ in der Gaststätte „Zur Krone“ gegründet. Das 1. Turnfest findet 1913 mit 175 Teilnehmern im Eiergraben statt.

  • Mit dem Bau der Stromversorgung des Ortes wurde im Jahre 1916 begonnen. Seinen ersten Strom bezieht Kieselbachvon der „Gewerkschaft Heiligenroda“ (Kaliwerk in Dorndorf).

  • Der Fußballvereins SV Blau - Weiß Kieselbach wurde 1919 gegründet.1920 wurden die ersten Trikots gekauft, 1922 begann der Spielbetrieb. In diesem Jahr begann auch der Bau des 1. Sportplatzes im „Kiesloch“. 1953/1954 wurde daraus das „Stadion des Friedens“ und von 1961 bis 1964 errichtete man an gleicher Stelle das Sportlerheim.

  • Am 25. Januar 1925 erfolgte durch Bürger von Tiefenort, Kieselbach und Merkers die Gründung der „Krayenburggemeinde“. Erster Schultheiß ist der Tiefenorter Maurermeister Carl Schanz.

  • An 02. Mai 1926 wurde die 5. Schule Kieselbachs in der Feldstraße, jetzt Theodor-Neubauer-Straße eingeweiht.

  • In den Jahren 1926/1927 wurde auf dem Lindenberg das Pfarrhaus errichtet.

  • Nach dem zweiten Weltkrieg wurden in den Jahren von 1945 bis 1947 schrittweise die Kieselbacher Sportvereine neu gegründet.

  • Die Kieselbacher Kirche wird 1962 grundlegend erneuert.

  • Am 27. August 1967 erfolgte die Einweihung der 6. Schule in Kieselbach am Standort  des Schulgeländes.

  • Von 1968 bis zum 07.Oktober 1969 wurde die Teichanlage an der B 84 errichtet.

  • Am 07. November 1967 erfolgte die Neugründung des Volkschores in Kieselbach. Erster Leiter war der Musiklehrer Helmut Kister. Der Chor existiert auch heute noch unter dem Namen „Chorgemeinschaft Krayenburg“ in Tiefenort.

  • Baubeginn für den Neubau des Verwaltungsgebäudes der Gemeinde Kieselbach in der Fuchsgasse 5 war der 21. April 1973.

  • Am 07. Mai 1976 wurde der „Gemeindeverbandes Dorndorf“ im Klubhaus Merkers gegründet. Diesem gehören die Ortschaften Kieselbach, Frauensee, Dönges, Tiefenort, Merkers, Dorndorf, Dietlas, Martinroda, Völkershausen und Oberrohn an.

  • Am 21. Mai 1986 fand anlässlich des 100-sten Geburtstags des Malers Karl Sodemann im Saal der Gemeindeverwaltung eine Ausstellung seiner Werke statt.

  • Juli 1986 wurde  der Radsportler Andreas Bach aus Kieselbach wird in Casablanca Vizeweltmeister der Junioren im 4000 m  - Mannschaftsverfolgungsfahren.

  • Am 27. Juli 1986 erfolgte die Grundsteinlegung für die neue Sporthalle auf dem Schulhof. Ihre Einweihung fand am 28. August 1987 statt.

  • Am 13. März 1989 um 14:04 Uhr löste eine Sprengung in der Kaligrube Merkers einen Gebirgsschlag aus. Auch in Kieselbach gibt es Gebäudeschäden, jedoch nicht so schwere wie in Völkershausen.